1988 gegründet, entwickelte sich der ID Verlag (vormals Edition ID Archiv) rasch zu einem der interessanteren deutschsprachigen Verlage. Unter der Verlagsleitung von Martin Hoffmann erschien 1990 mit dem Buch „Feuer und Flamme“ ein bis heute mehrmals aktualisiertes Standardwerk „Zur Geschichte und Gegenwart der Autonomen“. Es folgten weitere grundlegende Werke zur Politik der militanten Linken nach 1968. Der Verlag publizierte u.a. Schriften zu RZ, RAF, Bewegung 2. Juni, Weather Underground oder den Roten Brigaden. Der Verlagseintritt von Andreas Fanizadeh ermöglichte 1993 die Öffnung zu universitären Szenen und zu den Debatten im Bereich von Kunst und Popkultur. 1993 erschienen bei ID zum Beispiel Günther Jacobs „Agit Pop“ (Schwarze Musik und weisse Hörer), Diedrich Diederichsens „Yo! Hermeneutics!“ (Schwarze, Kulturkritik, Pop, Medien, Feminismus) und Annas/Christoph „Neue Soundtracksfür den Volksempänger“ (Nazirock, Jugendkultur und rechter Mainstream). Die Diskussionen der Neunziger waren stark von der Ära Kohl und dem agressiven Rassismus und Nationalismus in Deutschland nach dem Ende der DDR geprägt. Der Verlag expandierte rasch und spielte sich mit der Herausgabe der Zeitschrift „Die Beute. Politik und Verbrechen – vierteljährlich“ (ab 1993) intellektuell nach vorne. In den Neunzigern blieb die Verbindung von Popkultur, kritischer Theorie und politischer Avantgarde allerdings ein Aussenseitermodell. Der Handel mit den theoretischen Schriften Toni Negris oder Nanni Balestrinis Roman „I Furiosi“ fand ökonomisch keine grosse Anerkennung. 1997 verlor der ID Verlag mit der Pleite der Auslieferungsfirma Rotation viel Geld und Energie. Bis Anfang 2000 mussten feste Stellen abgebaut werden. Dank dem Eintritt Wolfgang Tawereits in den Verlag (und der Unterstützung vieler Autoren und Freunde) konnte ID inzwischen weitgehend entschuldet werden. Neben der Pflege der Backlist erscheinen so seit 2003 wieder Neuerscheinungen.
|
|
|