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Vorwort

Aus:
Loving The Alien, Seite 5-16

Von Diedrich Diederichsen

"Loving The Alien" war eine Veranstaltung, die vom 14. bis zum
16. 11. 1997 in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin stattfand: Musik, Vorträge, Filme und Diskussionen zum Thema
Science Fiction, Diaspora und Multikultur. Barbara Mundel, zu der
Zeit Dramaturgin an der Volksbühne, hatte die Idee, Diskussionen,
wie sie in dem 1992 von mir beim ID Verlag herausgegebenen Sammelband Yo! Hermeneutics dokumentiert sind, auf die Bühne zu bringen. Gemeinsam überlegten wir uns irgendwann im Herbst 1995,
was die angemessene Fortsetzung jenes Sammelbands afro-amerikanischer und afro-britischer Kulturkritik sein könnte – und
welcher Aspekt davon sich als Debatte nicht nur dokumentieren,
sondern auch zeigen ließe. Science Fiction, insbesondere einige
spezielle Motive der großen Sci-Fi-Genres, erfreute sich in aktuellen popkulturellen, antirassistischen, feministischen und kulturkritischen Diskussionen vor allem in den anglo-amerikanischen Ländern schon damals hoher Konjunktur: Flame Wars von Mark Dery
war gerade erschienen, Greg Tate hatte den Zusammenhang zwischen afro-amerikanischer Politisierung und Sci-Fi in einigen Beiträgen, etwa
in Joe Woods "Malcolm In Our Own Words", stark gemacht, und einige Signale aus dem schwarzen Detroit-Techno-Underground und Londons Jungle-Szene sprachen eine ähnliche Sprache. Das ließ uns zunächst
an eine zweiteilige Veranstaltung denken. Zum einen wollten wir die
von Donna Haraways Texten initiierte Cyborg-Debatte im feministischen Kontext aufgreifen, zum anderen die afro-diasporische Science-Fiction-Rezeption besonders im Musikbereich von Sun Ra bis Drum and Bass thematisieren – jeweils für einen Tag mit Diskussionen, Filmen und
Musik, um dann möglicherweise an einem dritten Tag Gemeinsamkeiten oder Synthetisches zu ermitteln.
         Wir arbeiteten mit den üblichen Unterbrechungen zunächst in beide Richtungen, bis sich herausstellte, daß einerseits beide Themen zuviel würden, andererseits die Durchführung des feministischen Teils einen herben Rückschlag dadurch erlitten hatte, daß von den vorgesehenen drei zentralen Figuren gleich zwei absolut unabkömmlich waren. Obwohl die Absage von Samuel R. Delany den Themenkomplex Afro-Futurismus ähnlich erschütterte, entschieden wir uns dann doch, diesen durchzuführen. Zumal das wiedervereinigte Sun Ra Arkestra, naturgemäß ohne seinen verstorbenen Leader, unter der neuen Führung von Marshall Allen seine Bereitschaft zur Teilnahme signalisiert hatte. 
        Mit Ausnahme von Delany sagten dann aber alle zu. Ende ’96 gaben wir uns ein Jahr Zeit und beschlossen die Veranstaltung im November ’97 zu realisieren. Das Sun Ra Arkestra sollte an zwei Tagen spielen, dazu Leute aus dem Umfeld des Brooklyner WordSound-Labels. Letztere stehen schon seit Jahren für einen Übergang von erneuertem Dub-Reggae und jamaikanischer Sound- System-Kultur zu einer Art Welt-HipHop: Schwere Beats und internationale Einflüsse, die in Verbindung zu den esoterisch-linksradikalen Anarchismen stehen, denen sich Künstler wie Scarab oder Professor Israel verschrieben haben. In ebenso Burroughs- wie Mad Max-beeinflußten Szenarios wird die postapokalyptische Welt mal von Aliens, mal von schweren Beats aus der Umklammerung totalitärer Marktwirtschaften entrissen. Scarab

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Loving The Alien
Diedrich Diederichsen (Hg.)
Science Fiction, Diaspora, Multikultur
224 Seiten
1. Auflage 1998
ISBN: 3-89408-076-0
Preis: € 18   sFr 33 
(zzgl. Porto+Versand)
Bestellbar hier direkt oder im Buchhandel.

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