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Auf die Strasse, Tage des Zorns

Aus:
Woher der Wind weht, Seite 39-57

Von Ron Jacobs

der Demonstrationen in Chicago dauerten noch bis zum Herbst. Am 4. September stürmte eine Gruppe von achtzig Frauen aus den Weather-Gruppen des ganzen Landes durch eine High-School in Pittsburgh. Unter der Parole »Jailbreak« forderten sie von den Schülerinnen und Schülern, sich für oder gegen die schwarze und die vietnamesische Revolution zu entscheiden. Als die Polizei erschien, kämpften sich die Frauen nach draußen. Sechsundzwanzig von ihnen wurden wenige Minuten später auf der Straße verhaftet. Ein Artikel in New Left Notes resümierte, die Aktion hätte die Schlagkraft des »Frauenwiderstands« bewiesen und »die Hegemonie des Patriarchats in Frage gestellt«.[19]
Zu jener Zeit flogen einige Mitglieder von Weather – darunter Bernardine Dohrn, Ted Gold aus Columbia, Dianne Donghi aus Cincinnati, Diana Oughton aus Ann Arbor und Eleanor Raskin aus New York – nach Cuba, um sich mit Vertretern der kubanischen und nordvietnamesischen Regierungen und der FNL Vietnams zu treffen. Die Reise dauerte fünf Wochen, während deren man Ausflüge in ländliche Regionen Kubas unternahm, viel diskutierte und auch auf den kubanischen Zukkerrohrfeldern arbeitete. Das FBI und seine Fürsprecher im US-Kongreß waren davon überzeugt, daß die Fahrt einer Guerillaausbildung diente. Es gab außer Gerüchten keine Beweise, die diese Behauptung stützten. Aus der Reise resultierten keine konkreten Aktionen. Sie wirkte jedoch inspirierend und erhöhte das Engagement der Gruppe, sich für den Kampf der vietnamesischen Bevölkerung und die Revolution in den Vereinigten Staaten einzusetzen.

                                               ***

Als der 8. Oktober nahte, verstärkte Weatherman seine Anstrengungen in den Städten quer durch die USA. Man erwartete Zehntausende von Jugendlichen, die nach Chicago kommen würden, um die »Motherfucker in Stücke zu reißen«.[20]
Die lokalen Kollektive waren darum bemüht, die Unterstützung radikaler Oppositioneller zu erhalten, die bereits Interesse an den bevorstehenden Aktionen bekundet hatten. Gleichzeitig erhöhte das Weatherbureau den Druck auf die einzelnen Kollektive, ihre Mobilisierungsanstrengungen auszuweiten. Kollektive gab es in New York, Boston, Seattle, in der San Francisco Bay-Area und in ungefähr einem weiteren Dutzend Städten und Universitätsstandorten im Mittleren Westen – die bedeutenderen in Cincinnati, Cleveland, Ann Arbor, Chicago und Detroit. In Erwartung größerer Unruhen verhängte die Stadtverwaltung von Chicago Urlaubssperre für die Polizei und ordnete Überstunden an. Für den Notfall wurde außerdem die Nationalgarde in Alarmbereitschaft versetzt.[21]
In Seattle beschossen Zivilpolizisten Fahrzeuge von Mitgliedern des Weather-Kollektivs, um die Besitzer einzuschüchtern. Ebenfalls in Seattle verwüsteten Frauen von Weather ein Universitätsgebäude, in dem das Reserve Officers Trainings Corps (ROTC) untergebracht war. Viele Gruppen rieten ihren Anhängern, von Chicago fernzubleiben und kritisierten die Aktionen von Weatherman als Abenteurertum und selbstzerstörerisch. Fred Hampton von den Chicago Panthers bemerkte: »Weatherman hätte besser daran getan, die weiße Arbeiterklasse und das Lumpenproletariat zu organisieren, statt sich auf einen Kampf mit den schießwütigen Pigs einzulassen, bevor die Zeit dafür reif ist«.[22]
The Seed druckte für seine Leser Vorankündigungen der Aktionen von Weatherman und RYM II (die für die gleiche Woche geplant waren).
RYM II hatte sich mit den Chicago Panthers und den Young Lords, der Chicagoer Gruppe der revolutionären Latino-Organisation koordiniert. In The Seed äußerte man auch skeptisch, daß Weatherman zwar mit Tausenden von Jugendlichen rechnen würde, die Mobilisierung aber an der Chicagoer Gegenkultur und der Community der Neuen Linken vorbeigegangen sei.[23]
Andere Untergrund-Zeitungen berichteten über die Vorbereitungen in den verschiedenen lokalen Weather-Kollektiven. Militante trainierten Selbstverteidigung und Straßenkampf. Sympathisierende Ärzte und Sanitäter halfen bei medizinischen

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Woher der Wind weht
Ron Jacobs
Eine Geschichte des Weather Underground
192 Seiten
1. Auflage 1999
ISBN: 3-89408-084-1
Preis: € 14.90   sFr 10 
(zzgl. Porto+Versand)
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