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  Seite 2/5
Vorwort

Aus:
Loving The Alien, Seite 5-16

Von Diedrich Diederichsen

und assoziierte DJs aus dem Umfeld des Crooklyn Dub Syndicate traten an zwei Tagen auf und trugen ihre Thesen auf dem Panel vor. Der Beitrag des Label-Besitzers Skiz Fernando Jr. ist auch hier vertreten. Er ist der einzige Sprecher, der tatsächlich – wie er auf der Konferenz ausdrücklich betonte – »nicht auf der metaphorischen Ebene«, sondern von wirklichen UFOs redete, der einzige aber auch, der seinen Beitrag mit dem Hinweis begann, daß "Alien" für ihn zunächst die offizielle Bezeichnung für Ausländer in der US-Amtssprache ist, mit der er sich schon immer identifiziert hätte. Fernando beendete damit die Diskussion des zweiten Panels.
        Mark Dery aus New York sprach auf dem ersten Panel über die reaktionäre ideologische Dimension gerade jenes techno-libertären Mainstreams, der zuweilen Gemeinsamkeiten mit manch staatsfeindlichem Techno-Anarchismus bildet. Die totale Abwesenheit des Staates legitimiert dann nämlich – von Ayn Rand bis Wired – den totalen Markt. Wie aus dieser Formation sich auch kolonialistische und orientalistische Sprechweisen in der Cyber-Sprache zurückmelden, war sein zentraler Gegenstand. Daß er aber nicht nur für eine Kritik und Benennung der Widersprüche einer afro-futuristischen Sci-Fi-Euphorie steht, zeigt sein für die Konzeption der Veranstaltung wichtiger Beitrag »Black To The Future« (aus dem oben erwähnten Buch Flame Wars), den er dann auch für diesen Band aktualisierte. Dery wunderte sich, was das denn mit unserem Thema zu tun hätte, als Barbara Kirchner bei einer Vorbesprechung ankündigte, in ihrem Kurz-Statement auf dem ersten Panel über »Taxonomie« reden zu wollen. Die Freiburger Kulturkritikerin (Texte u.a. in Spex, de:bug, Konkret etc.) ist eben auch Naturwissenschaftlerin und als solche dem Phänomen Science Fiction noch von einer anderen Seite aus nahe. Ihr gemeinsam mit Dietmar Dath, Science Fiction-Experte, Romanautor (Cordula Killt Dich u.v.a.) und Mitarbeiter von früher Heaven Sent, heute Spex und de:bug, verfaßter Text über Außerirdische Intelligenz lokalisiert ganz in diesem Sinne seinen Gegenstand in unterschiedlichen, einander überlappenden, zuweilen aber auch selbständigen Wissensformen und Redeweisen. Er bietet u.a. so etwas wie eine Bestandsaufnahme des auf der Konferenz behandelten Materials. Dazu trägt auch das Kurz-Statement bei, das Dath auf dem zweiten Panel gehalten hat. Paul Gilroy wollte gerade über die Taxonomie einer Wissenschaft vom Außerirdischen mehr wissen. Der Londoner Kulturwissenschaftler, der am Goldsmiths’ College Soziologie lehrt, ist als Verfasser von There Ain’t No Black In The Union Jack (1987), Small Acts (1993) und vor allem The Black Atlantic (1993) einer der maßgeblichen Stichwortgeber für diese Veranstaltung. Seine Theorie einer afro-diasporischen Kultur ist die Voraussetzung für die Beziehungen, die andere AutorInnen auch auf dieser Veranstaltung zwischen dieser rund um den Atlantik verstreuten Diaspora und den Motiven in Science Fiction und afrofuturistischer Musik herstellen. Gilroy sprach über die Geschichte des Afro- Futurismus vor allem in der Pop-Musik auf der einen Seite und der fortgesetzten Produktion schwarzer Aliens, von Leni Riefenstahls Olympia-Film bis zur Nike-Werbung unserer Tage, auf der anderen. Edward George lebt ebenfalls in London, ist Mitglied des Black Audio Film Collective und der Drehbuchautor und Hauptdarsteller von John Akomfrahs mittlerweile auch schon öfter im ZDF ausgestrahlten Doku-Fiction The Last Angel of History/ The Mothership Connection – einem weiteren entscheidenden Einfluß für unsere Tagung. In diesem Film wird der Begriff des Afro-Futurismus definiert, die »Kanonisierung« der drei Musiker Lee Perry, Sun Ra und George Clinton zu seinen wichtigsten Vertretern vollzogen und die Verbindung zwischen den beredten Motiven der drei genannten Vaterfiguren mit den »stummen« elektronischen Klangfiktionen der Detroit-Techno- und Drum and Bass-Kultur unserer Tage erstmals schlüssig durchgeführt. George erzählte auf der Konferenz eine der Sprache des Films ähnliche allegorisch argumentierende Geschichte aus seiner Nachbarschaft, die nun in einer erweiterten Fassung als afrodiasporische Zeitreise von der Zukunft zu dem legendären faustischen Deal des Blues- Sängers Robert Johnson über die Ermordung

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Loving The Alien
Diedrich Diederichsen (Hg.)
Science Fiction, Diaspora, Multikultur
224 Seiten
1. Auflage 1998
ISBN: 3-89408-076-0
Preis: € 18   sFr 33 
(zzgl. Porto+Versand)
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