Gneisenaustraße 2a 10961 Berlin
Über uns
Home
Der Verlag
News
Veranstaltungen
Bücher
Neu/Buchtipps
Lieferbare Titel
Die Beute
Restexemplare
Verzeichnis
Titel von A-Z
Autor von A-Z
Erscheinungsjahr
Broschüren
Kontakt
Newsletter
AGB
Impressum
Links
Suchen
Artikel

Seiten    1  2  3  4 

Zurück  

8.01.2004

  Seite 2/4
Keine Entschuldigung aus Berlin

Der Völkermord an den Herero. Vor hundert Jahren erhob sich die afrikanische Bevölkerung gegen das deutsche Kolonialregime in Namibia.
Von Jost Müller
© Die WochenZeitung, Zürich, 08.01.2004

in Namibia mit ethnischen Definitionen zu überziehen. Ihnen verdanken sich auch sprachliche Verballhornungen wie etwa die Bezeichnung „Hottentotten“ für die südlich von Windhoek angesiedelten Nama-Stämme. Die Kolonialverwaltung unter Gouverneur Theodor Leutwein suchte zwischen 1894 und 1904 die Rivalitäten der Chiefs durch deren vertragliche Bindungen an die Kolonialmacht zu nutzen. Leutwein verstand es die mächtigen Chiefs Samuel Maharero und Hendrik Witbooi und deren weitere Machtaspirationen für ein Bündnis mit der Kolonialmacht einzusetzen. Doch die Serie der kleineren und lokal begrenzten Erhebungen und Aufstände brach auch damit nicht ab. Unter den jüngeren Chiefs baute sich eine Opposition gegen das Zusammengehen mit den Deutschen auf. Landverkäufe nach der Rinderpest von 1897, Übergriffe der deutschen Siedler und die sich herumsprechenden Reservatspläne der deutschen Kolonialbehörden verschärften die Situation. Die Opposition gewann zunehmend die Oberhand. Schliesslich trugen auch Samuel Maharero auf Seiten der Herero und später Hendrik Witbooi auf Seiten der Nama die Entscheidung mit, zu den Waffen zu greifen. Der Aufstand, der am 12. Januar 1904 begann, in den Augen der Afrikaner ein Krieg zur Selbstverteidigung und Erhaltung der eigenen Lebensgrundlagen, folgte noch der Logik von Kampf und Bündnis, dem erprobten Muster vorkolonialer Politik, dann auch kolonialer Konflikte. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass sich die Stämme unter der Führung Samuel Mahareros im Sommer 1904 am Waterberg sammelten. Hier wurden sie nach der Entmachtung Leutweins von der erheblich verstärkten Schutztruppe angegriffen. Der Oberbefehlshaber von Trotha hatte den Terror zum Mittel der Kriegführung gemacht. Die von ihm vorgesehene Einkesselungstaktik allerdings misslang. Die Herero konnten in die Halbwüste Omaheke entweichen. Nun begann von Trotha den Vernichtungsfeldzug, indem er die Wasserstellen besetzen liess und den Befehl gab, jeder Herero der die Omaheke zu verlassen versuche, sei zu erschiessen. Während Leutwein die Herero als „notwendiges Arbeitsmaterial“ ansah, verstand von Trotha seinen Auftrag nicht als Niederschlagung eines Aufstands, sondern als „Rassenkrieg“, der nur durch die völlige Vernichtung der Herero zu gewinnen sei. In seiner Proklamation vom 2. Oktober 1904 heisst es: „Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero, mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen.“ Kurz nach dieser Proklamation entschlossen sich auch die von Hendrik Witbooi geführten Nama-Stämme zum Aufstand. Doch sie vermieden nach den Erfahrungen der Herero jede Feldschlacht und verlegten sich auf eine Guerillataktik, die sie bis etwa März 1907 beibehielten. Tatsächlich etablierte von Trotha ein Militärregime, das vollkommen auf die von ihm favorisierte Vernichtungspolitik ausgerichtet war. Doch da er dem Kleinkrieg der Nama-Stämme nicht beikommen konnte, wurde er im Dezember 1905 abberufen. Erst in der folgenden Trennung von Zivilverwaltung

Weiterlesen