Gneisenaustraße 2a 10961 Berlin
Über uns
Home
Der Verlag
News
Veranstaltungen
Bücher
Neu/Buchtipps
Lieferbare Titel
Die Beute
Restexemplare
Verzeichnis
Titel von A-Z
Autor von A-Z
Erscheinungsjahr
Broschüren
Kontakt
Newsletter
AGB
Impressum
Links
Suchen
Leseprobe

Seiten    1  2  3  4  5 

Zurück  

  Seite 5/5
Vorwort

Aus:
Loving The Alien, Seite 5-16

Von Diedrich Diederichsen

wird gleich als normativ für künftige Gründungen gelesen – was sie in diesem Fall weder wollte noch sein konnte. Die zweite Debatte, die leidenschaftlich auf den Gängen geführt wurde, bezog sich auf die Frage, wie und auf welche Weise elektronische Musik konkrete Inhalte haben könne. Diese Debatte fand auf der Bühne eigentlich nur am Rande statt, etwa indem Verbindungen zwischen Techno – im weitesten Sinne – und Free Jazz hergestellt wurden, oder über den Begriff der "Sonic Fiction"
bei Eshun und George. Einerseits wird ja von Techno-Seite Referenz genau wie Tradition sowohl auf theoretischer Seite als auch durch die praktische, repetitive Dimension der Musik stets zurückgewiesen. Wenn man Quellen hat, legt man diese nicht offen. Andererseits soll das, was nur in Tönen und über rare, gestreute Referenzen angedeutet wird, von konkreten Dingen reden, ja gar das Kriterium der "Erzählung" erfüllen. Techno sei auch oder gerade politisch – nur auf eine andere Art – ist oft das Resumée. Dabei blieb auch strittig, ob Techno nun gerade durch seine besondere Art, keine konkrete Semantik zu haben, auf Umwegen gerade zur einzigen noch möglichen politischen Semantik führe oder ob Techno schon an sich und durch den semantisch eingeschliffenen, codierten Umgang mit Sounds Bedeutung hervorbringe. Eine Diskussion, die hier nicht weiterzuführen ist, aber sicher in nächster Zeit an Bedeutung gewinnen wird.
         Eine dritte Diskussion, die auch nur auf den Gängen und in Clubs am späteren Abend stattfand, war der auf der Bühne kaum ausgetragene Generationenkonflikt innerhalb der von den britischen Cultural Studies (mit)geprägten Rednern. Der Verpflichtung zu einem politisch-kritischen Ansatz stand eine Position gegenüber, die in deren – vermeintlichen – Selbstverständlichkeiten eine Verfehlung der wesentlichen Entwicklung der elektronischen Kultur sah. Inner Space und Outer Space können demnach nicht unmittelbar in politische Frontstellungen übersetzt werden. Wobei sich die Frage stellt, ob man nicht sowieso eher klären müßte, was man in welcher Situation gegen wen oder was tun will, denn die Werke von Sun Ra, Alice Coltrane, King Pleasure und 4Hero sind sicher sowohl politisch, psychologisch, technologisch und ästhetisch zugänglich. Fundamentalistisch wäre es wohl zu nennen, eine Dimension prinzipiell als den anderen vorgängig zu beschreiben. Wenn man sich mit gutem Grund zur Konzentration auf eine bestimmte Dimension entschließt, dann wohl immer auch, um eine vorangegangene, womöglich fundamentalistische Rezeption zu korrigieren und auszubalancieren. In Großbritannien liegen natürlich andere Interpretationsgewohnheiten und -traditionen vor als hier, wo mehrere Generationen sich gleichzeitig zum ersten Mal präsentieren. Jenseits der akuten Verschiebung von Akzenten und Perspektiven liegt aber – von Deutschland aus gesehen – oft mehr Kongruenz vor, als die Beteiligten wahrhaben wollen.
           Ich möchte vor allem Barbara Mundel danken, die nicht nur die Idee für diese Veranstaltung hatte, sondern sie auch durch alle möglichen chaotischen Zwischenstadien hindurch managte und betreute. Bettina Masuch und Matthias Lilienthal haben in verschiedenen Stadien eine Menge zu dem Gelingen der Veranstaltung beigetragen, ebenso von der Volksbühne: Kirsten Niehmeyer und Henning Nass u.v.a.. Eric Banks, Merlin Carpenter, Kodwo Eshun, Christoph Gurk, Renée Green, Tom Holert, Jutta Koether möchte ich für wertvolle Gespräche, Tips und Logistik in Köln, London und New York danken, Dietmar Dath und Barbara Kirchner für unschätzbare Dokumente und Mark Terkessidis und Ruth Mayer für Kritik und Korrektur einer Version meiner Alien-Ideen für ihr Buch Globalkolorit. Christoph Gurk und Ruth Mayer haben unter oft chaotischen Bedingungen die Panels moderiert, die Spex-Redaktion hat ihr schon fertiges Alien-Special für diese Veranstaltung zwei Monate verschoben, so daß es als eine Art Programmheft erscheinen konnte. Natürlich danke ich allen PanelistInnen und AutorInnen und PerformerInnen und ÜbersetzerInnen, sowie Andreas Fanizadeh, der die Idee für das Buch hatte und Hans Kittel und Eva Johach, die es realisierten, sowie ganz besonders David Bowie und Juliane Rebentisch.                 
                                             Diedrich Diederichsen, Sommer 1998
 





 
  
Loving The Alien
Diedrich Diederichsen (Hg.)
Science Fiction, Diaspora, Multikultur
224 Seiten
1. Auflage 1998
ISBN: 3-89408-076-0
Preis: € 18   sFr 33 
(zzgl. Porto+Versand)
Bestellbar hier direkt oder im Buchhandel.

bestellen