Anmerkungen zu Kapitel 10:

1. »Untergang des Abendlandes«

abgeleitet von dem Kulturphilosophen Spengler. Siehe:
Literatur: Oswald Spengler: Untergang des Abendlandes (1918). München: dtv, 1972

2. Club of Rome

1972 gegründete Vereinigung von führenden Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur aus den Industrieländern.

3. Bonner Kundgebung

Zum NATO-Gipfel am 10.6.82 fand in Bonn mit 300.000 Menschen die bisher größte Friedensdemonstration statt.

4. »dümmlicher Westernheld«

Meint den ehemaligen Schauspieler und damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan.

5. Weinberger, Caspar

* 1917; US-Verteidigungsminister 1981-1985.

6. Blutspritzer

Bei einem Empfang der US-Kommandeure im Wiesbadener Schloß am 3. August 1983 bespritzte der Grünen-Abgeordnete Frank Schwalba-Hoth die Uniform eines Kommandeurs mit Blut.
Literatur: Die Grünen im hessischen Landtag: Die Würde einer Uniform ist antastbar. Eine Dokumentation. Die Aktion der Landtags-Grünen beim Empfang der US-Kommandeure im Wiesbadener Schloß, 3. August 1983. Frankfurt/M.: Selbstverlag, 1983

7. Bremen und Hannover

Bei der militärischen Schau zum 25jährigen Jubiläum des Beitritts der Bundeswehr zur NATO am 6. Mai 1980 kommt es in Bremen zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei.
Am 12. November 1980 kommt es in Hannover bei einer Rekrutenvereinigung ebenfalls zu größeren Auseinandersetzungen, in deren Verlauf in der Hannoveraner Innenstadt Schäden in Millionenhöhe entstehen.

8. Die-In

Gewaltfreie Aktionsform.

9. pax americana

Meint ursprünglich ein »one-world«-Konzept, nach dem es Ziel der US-Politik sei, eigene Interessen weltweit durchzusetzen, um dem US-Kapital Zugriff auf alle Märkte zu gewährleisten; das Konzept spielte im Rahmen der Blockkonfrontation eine wichtige Rolle.

10. Haig, Alexander

* 1924; 1974 Oberbefehlshaber der NATO und der amerikanischen Truppen in Europa; nach mißlungenem Attentat der RAF im Juni 1979 aus dem aktiven Militärdienst ausgeschieden; 1980-1982 US-Außenminister.

11. Libanon/Tschad

1982 war Frankreich an der Intervention und 1983 an den sogenannten Friedens<\h>truppen im Libanon beteiligt.
Im Tschad griff Frankreich, das aufgrund seiner kolonialen Geschichte ein engmaschiges Netz von wirtschaftlichen, politischen und militärischen Abhängigkeiten in den francophonen Ländern errichtet hat, auf Seiten des Tschad direkt in die Kämpfe gegen Libyen ein. Frankreich hat über 10.000 Soldaten in Afrika stationiert und lieferte z.B. 98 % aller Waffen an den Tschad.

12. Malvinen

Siehe auch:Anmerkung 22 zu Kapitel 8

13. Warschauer Pakt

1955 gegründetes Militärbündnis der realsozialistischen Staaten unter sowjetischer Führung. Nach außen Gegenstück zur NATO, nach innen repressive Funktion wie z.B. beim Einmarsch in die CSSR 1968. Aufgelöst 1991
0 Hans-Jürgen Schulz: Die sowjetische Militärmacht. Frankfurt/M.: ISP Verlag, 1985

14. Genf

Ort der Abrüstungsverhandlungen.

15. Rogers-Plan

Konzeption des Oberbefehlshabers der NATO-Streitkräfte in Europa General Rogers (1979-1987). Ziel ist die konventionelle Verstärkung der NATO. Im Mittelpunkt steht die Einführung des »erweiterten Gefechtsfelds« und die Konventionalisierung der Rüstung zur Erhöhung der Einsatzschwelle von Atomwaffen (ohne Verzicht auf deren Ersteinsatz). Ende 1982 wurde der Rogers-Plan offizielle NATO-Doktrin.

16. Air-Land-Battle

Siehe auch: Anmerkung 29 zu Kapitel 8

17. »Ölkrise«

1973 im Gefolge des Yom-Kippur-Krieges zwischen Israel und Ägypten/Syrien erhöhten die OPEC-Staaten den Ölpreis bei gleichzeitiger Förderungssenkung. Unter Führung des reaktionärsten Flügels der OPEC (u.a. Saudi-Arabien) wurde das als antiimperialistische Handlung verkauft.
Die Ölkrise war in den Metropolen ein Hebel zur kapitalistischen Reorganisation, im Trikont der Auftakt zur Schuldenfalle. Eine erneute Ölkrise trat 1979 ein.

18. AKP

AKP-Staaten; 46 Staaten in Afrika, der Karibik und im Pazifik, die 1975 mit der EG das Lomé-I-Abkommen ratifizierten. Das Lomé-II-Abkommen erweitert 1980 die AKP-Mitgliedsstaaten auf 58 (davon 42 in Afrika). Es schreibt exportorientierte und monokulturelle Produktionsformen fest, u.a. bei Agrarprodukten und mineralischen Rohstoffen.

19. »Peronismus«

Nach Juan Peron; argentinischer Präsident 1943-1955; Bezeichnung auch für die Regierungsphase von 1973 (Isabelle Peron) bis zur Militärdiktatur.
Merkmale: Nationalisierung; hohe Staatsausgaben; soziale Mobilisierung der ArbeiterInnen und Bauern/Bäuerinnen.
Der Peronismus vereinigte aufgrund seiner diffusen Ideologie linke und extreme rechte Tendenzen.

20. »freie Produktionszonen«

Seit den 70er Jahren fast ausschließlich im Trikont eingerichtete Sonderwirtschaftszonen. Hier wird primär für den Weltmarkt produziert; für das transnationale Kapital herrscht völlige Zollfreiheit; freier Devisenverkehr, meist Steuerfreiheit.
Die ArbeiterInnen haben keine Organisationsrechte, sind frei verfügbar und werden unter schlechten Arbeitsbedingungen gering entlohnt.

21. die neuen Revolten

So in Brasilien ab Frühjahr 1983; Tunesien 1980-1984,
Literatur: Autonomie Neue Folge, Nr. 10/1982: Antiimperialismus in den 80er Jahren. <\h>Hamburg: Selbstverlag, 1982 (Neuauflage 1987, Berlin: Verlag Schwarze Risse)
Literatur: Materialien für einen neuen Antiimperialismus, Nr. 2: Brasilien. Das Ende der Entwicklung. Berlin/Göttingen: Verlag Schwarze Risse/Rote Straße, 1988
Literatur: Projekt Wüstensand: Die Brotrevolten in Nordafrika 1983-1988. Tunesien, Marokko, Ägypten, Algerien. Düsseldorf: Selbstverlag, 1989

22. Grenada

Die US-Intervention fand im Oktober 1983 statt.
Literatur: Ludwig Laher: Always beautiful. Grenada - Vorstellung eines Landes im Hinterhof der USA. Wien: Guthmann & Peterson, 1989

23. »Verdammten dieser Erde« nach:

Literatur: Frantz Fanon: Die Verdammten dieser Erde. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag, 1966

24. Stalin, Josef

1879-1953; ab 1922 Generalsekretär des ZK der KPDSU.

25. Chrustschow, Nikita

1894-1971; Nachfolger Stalins; leitete die sogenannte Entstalinisierungskampagne (XX. Parteitag, 1956); 1964 als Partei- und Regierungschef gestürzt.

26. Breschnew, Leonid

Siehe auch: Anmerkung 47 zu Kapitel 5

27. Andropow, Juri

1914-1984; Leiter des KGB von 1967-1982; 1982 ZK-Sekretär; Nachfolger Breschnews als Generalsekretär des ZK der KPDSU ab 12.11.1983; ab Juni 1983 auch Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets der UDSSR.

28. Haiphong

Siehe auch: Anmerkung 39 zu Kapitel 2
29 Idi Amin
Siehe auch: Anmerkung 4 zu Kapitel 1

30. Siad Barre

Diktator in Somalia. Nach einem Militärputsch 1969 übernahm Siad Barre die Macht in Somalia. 1969-1976 Vorsitzender des Revolutionsrates; ab 1976 Staatspräsident.

31. RGW-Staaten

Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe; 1949-1991; Finanz- und Wirtschaftsorganisation der realsozialistischen Staaten unter Dominanz der Sowjetunion; einziges trikontinentales Mitglied war Kuba.
Literatur: Sozialistisches Osteuropakomitee (Hg.) Beziehungen im BRW. Osteuropa-Info Nr. 60. Hamburg: Junius Verlag, 1985

32. militärische Intervention in Afghanistan

Am 26.12.1979 durch die Rote Armee.

33. Blockfreien

1955 gegründet; Bezeichnung für nicht paktgebundene Staaten hauptsächlich aus dem Trikont, aber auch VR China und Jugoslawien.

34. ANZUS-Pakt

Englische Abkürzung für Australia New Zealand United States; 1951 gegründeter Pazifikpakt; das Militärbündnis bricht Mitte der 80er Jahre auseinander.
Literatur: iz3w, Südostasieninformationsstelle (Hg.): Die Militarisierung des Pazifik. Freiburg: iz3w, 1986

35. OAS

Organisation Amerikanischer Staaten; 1948 gegründet; politisch-militärische Dachorganisation der meisten amerikanischen Staaten (Kuba wurde 1962 ausgeschlossen); formale Gleichberechtigung bei den Mitgliedsstaaten, faktisch durch die USA dominiert.

36. Polen-Krise

Der Ausnahmezustand in Polen wurde im Dezember 1981 ausgerufen.

37. Churchill, Winston

1874-1965; britischer Konservativer; Premierminister 1940-1945.

38. Nahrungsmittelsektor

Literatur: Pat Roy Mooney: Saat - Multis und Welthunger. Wie die Konzerne die Nahrungsschätze der Welt plündern. Reinbek: Rowohlt, 1981
Literatur: Josepf Collins: Vom Mythos des Hungers. Die Entlarvung einer Legende. Niemand muß hungern. Frankfurt/M.: Fischer, 1978
Literatur: Susan George: Wie die anderen sterben. Die wahren Ursachen des Welthungers. Berlin: Rotbuch, 1980

39. Shell

Transnationaler Konzern mit Sitz in Den Haag/Niederlande und London; weltweit zweitgrößter Ölkonzern mit rund 500 Niederlassungen.
Literatur: Shell-Worldwide. Anatomie eines Konzerns. Frankfurt/M.: medico international, 1991
Literatur: ID-Archiv im IISG(Hg.): Shell raus aus Südafrika. Kill a Multi. Berlin-Amsterdam: Edition ID-Archiv, 1990

40. Ciba-Geigy

Größtes Industrieunternehmen aus der Schweiz; transnationaler Konzern.

41. Petro-Dollar-Recycling

Die im Zusammenhang mit der »Ölkrise« entstandene Dollarschwemme ließ die OPEC-Staaten das Kapital auf den europäischen Finanz- und Kreditmärkten anlegen. Die darauf etablierten Finanzmärkte (Xenomärkte) bewegen sich außerhalb der Kontrolle der Notenbanken.

42. FIAT

Fabbrica Italiana Automobili Torino.
Größter italienischer Autokonzern; Kraftfahrzeug-Unternehmen und Holdings in zahlreichen ausländischen Firmen; besonders Fahrzeuge, Werkzeugmaschinen, Stahl, Bauwesen, Luftfahrt, Atomtechnik, Energiewirtschaft.
Literatur: Autonomie Neue Folge Nr. 10: Fabrik und neue Klassenzusammensetzung. Das Beispiel Fiat. Hamburg: Selbstverlag, 1982

43. Literatur: Claudia von Werlhof/Maria Mies/Veronika Bennholdt-Thomson: Frauen, die letzte Kolonie.

Zur Hausfrauisierung der Arbeit. Reinbek: Rowohlt 1983

44. Gauche Proletarienne

Siehe auch: Anmerkung 21 zu Kapitel 6

45. abgetakelter Schauspieler

Nochmals ist hier der US-Präsident Reagan gemeint

46. der behäbige Pfälzer

BRD-Bundeskanzler Helmut Kohl

47. Krefeld

Gegen den Besuch des damaligen US-Vizepräsidenten Bush demonstrieren in Krefeld im Juni 1983 rund 40.000 Friedensbewegte und rund 1.000 Autonome und Antiimperialisten. Dabei kommt es zu 138 Festnahmen und über 60 Verletzten.
Literatur: Barbara Lukas u.a.: Krefeld 25.6.83. Dokumentation. Hamburg: Satz- und Verlagskooperative, 1983
Literatur: Der Prozeß gegen die Krefelder Gefangenen ist ein Prozeß gegen den Widerstand. Köln: Selbstverlag, 1983

48. Frauencamp Hunsrück 1983 und 1984

Literatur: Frauenwiderstand im Hunsrück. Frauengeschichte(n) 1983-1985. Berlin: Selbstverlag, 1985

49. »Wohlfahrtsstaat«

Sozialdemokratisches Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell; massive staatliche Intervention durch gezielte Erhöhung staatlicher Ausgaben wie z.B. Bildungs- und Sozialpolitik; die ArbeiterInnen sollen mit erhöhten Löhnen und einer entsprechend steigenden Nachfrage das Wirtschaftswachstum ankurbeln.

50. Agnoli, Johannes

* 1925; Politikwissenschaftler an der FU Berlin
Literatur: Johannes Agnoli: Überlegungen zum bürgerlichen Staat. Berlin 1975
Literatur: Johannes Agnoli/Peter Brückner: Die Transformation der Demokratie und andere Schriften zur Kritik der Politik. Frankfurt/M.: EVA Verlag, 1968, Neuauflage: Freiburg: Ça Ira Verlag, 1990)51. Bahro, Rudolf
* 1935; ehemaliges SED-Mitglied und DDR-Oppositioneller; von 1977-1979 in der DDR in Haft, nach seiner Ausweisung 1979 zeitweiliger Protagonist der »grünen Idee« mit spiritueller Ausrichtung.
Literatur: Rudolf Bahro: Die Alternative. Zur Kritik des realexistierenden Sozialimus. Reinbek: Rowohlt, 1977
Literatur: Logik der Rettung. Wer kann die Apokalypse aufhalten. Stuttgart: Thienemanns Verlag, 1987

52. Jungk, Robert

* 1913; 1933-1945 Emigration; heute Zukunftsforscher
Literatur: Robert Jungk: Heller als tausend Sonnen (1956). München: Heyne Verlag, 1990
53 Sperber, Manes
Siehe auch: Anmerkung 76 zu Kapitel 5

54. Bastian, Gerd

Ehemaliger Bundeswehrgeneral; in den 80er Jahren Mitglied des Bundestages für die Grünen; im Oktober 1992 mit seiner Lebensgefährtin Petra Kelly erschossen in ihrem Bonner Haus gefunden.

55. Kelly, Petra

In den 80er Jahren grüne Bundestagsabgeordnete.

56. Diner, Dan

* 1946; Historiker
Literatur: Dan Diner: Israel in Palästina. Über Tausch und Gewalt im vorderen Orient. Frankfurt/M.: Athenäum Verlag

57. Revision von Jalta

Konferenz 1944 der Siegermächte mit Roosevelt, Churchill und Stalin in Jalta, auf der die Weichen für die Nachkriegsordnung gestellt wurden.

58. Alexanderplatz

Gemeint ist hier die unabhängige Friedensbewegung in der DDR.
Literatur: Wolfgang Rüddenklau: Störenfried. DDR-Opposition 1986-1989. Berlin: Basisdruck/Edition ID-Archiv, 1992

59. Solidarnosc

Polnische Gewerkschaftsbewegung.

60. Charta 77

Bürgerrechtsbewegung in der CSSR; gegründet u.a. von Vaclav Havel und dem ehemaligen ZK-Sektretär Zdenek Mylnàr

61. »Abschied vom Proletariat«

Gorz, André
* 1924; Philosoph und Publizist
Literatur: André Gorz: Abschied vom Proletariat. Jenseits des Sozialismus'. Frankfurt/M.: Athenäum, 1988
Literatur: ders.: Wege ins Paradies. Thesen zur Krise. Automation und Zukunft der Arbeit. Berlin: Rotbuch Verlag, 1983

62. Brixton/Toxteth

Literatur: 10 Tage, die England erschütterten. Berlin/Stuttgart: Rhizom/Commune, 1987

63. »Kämpfe im Herzen der Bestie«

Che Guevara sagte 1964 zu nordamerikanischen StudentInnen, die Kuba besuchten: »Ich beneide euch. Ihr Nordamerikaner könnt sehr glücklich sein. Ihr kämpft den wichtigsten Kampf von allen - ihr lebt im Herzen der Bestie.«



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