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Auf die Strasse, Tage des Zorns

Aus:
Woher der Wind weht, Seite 39-57

Von Ron Jacobs

Kommunismus an die Stelle des Kapitalismus getreten ist ..., weil das unmittelbar Negative der Welt draußen – Bullen, Regeln, Kaufen – draußen blieb oder zerstört war.«[6]
Die Nachricht, daß eine halbe Million junger Leute – wenn auch nur vorübergehend – ihre eigene Gesellschaft aufbauten, gab vielen, die nicht dabei waren, zumindest das Gefühl, daß irgendwo in diesem Land eine große Community der Gegenkultur existierte. Vor Woodstock profitierte in erster Linie die Unterhaltungsindustrie von der großen Zahl Jugendlicher, die in irgendeiner Form – und sei es nur durch den Kauf von Schallplatten – Kontakt mit der Gegenkultur hatten. Auf Grund der großen Wirkung des Festivals in der US-amerikanischen Gesellschaft begannen nun auch andere Bereiche im Machtgefüge, der Jugendkultur Aufmerksamkeit zu schenken. Auch die Neue Linke merkte auf. New Left Notes kommentierte, daß dieselben Schallplattenkonzerne, die »politisch linke Musik vertrieben, in großem Stil in Rüstungsgeschäfte verwickelt seien«, und rief die Jugend Amerikas dazu auf, ihre Kultur zu befreien. In Artikeln wie diesem ging es darum, die kapitalistische Grundlage auch des Musikgeschäfts hervorzuheben. Ähnlich weigerte sich Weather, zwischen »hippem« Kapital und den großen Konzernen zu unterscheiden. In der Gegenkultur war diese Auffassung auch kaum umstritten, sie allein bot jedoch nicht ausreichend Grund, im Herbst mit Weatherman nach Chicago zu kommen.[7]
Weatherman ging in die Offensive. Die einzelnen Kollektive der Organisation kehrten nach dem Nationalkonvent des SDS in ihre jeweiligen Städte zurück, davon überzeugt, daß die Bereitschaft, für die Revolution zu kämpfen, sich nur darin zeigen konnte, endlich anzufangen. Ihre Interpretation der Fokus-Strategie verband sich mit einer romantisch verklärten Wahrnehmung der US-amerikanischen Arbeiterklassenjugend. Cathy Wilkerson, Gründungsmitglied von Weather, erinnerte sich, daß sie versuchten, »Jugendliche auf der Ebene des reaktionärsten Machogehabes anzusprechen; Intellektuelle, die die harten Kerle aus der Arbeiterklasse spielten«.[8]
Mark Rudd und Terry Robbins erklärten, daß Weather »eine Bewegung sein muß, die tatsächlich kämpft und nicht nur darüber redet. Mit Aggressivität, Entschlossenheit und Härte ... können wir große Teile der Arbeiterjugend gewinnen.«[9]
Diese Vorstellung einer Klassenarmee vor Augen, rief Weatherman zur Revolution in Chicago.
Von einem Organisierungsversuch wird immer wieder berichtet. Mitglieder des Weather-Kollektivs in Detroit nannten sich Motor-City- Weatherman. An einem Samstag im Juli gingen sie zum Metro Beach, einem Strand in einem Arbeitervorort, zu diesem Zeitpunkt ein bevorzugter Treffpunkt von Jugendlichen. Eine rote Fahne schwingend kam Weatherman am frühen Nachmittag an. Die Aktivistinnen und Aktivisten verteilten Flugblätter, die Jugendliche aufforderten, im Oktober nach Chicago zu kommen, um gegen die Bullen zu kämpfen. Nur wenige Minuten nach der Ankunft der Gruppe hatten sich zweihundert Leute zusammengefunden. Sie begannen mit den Kadern von Weather über Kommunismus, den Vietcong und Rassismus in den USA zu debattieren. Kurz darauf kam die Nachricht, daß Strandwächter die Polizei gerufen hatten. Motor-City-Weatherman zog sich zurück, um sich neu zu formieren und die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Die Menge zögerte jedoch nicht, es auf eine Schlägerei ankommen zu lassen, während Weather das Weite suchte. Ob irgend jemand, der an diesem Tag an dem Strand war, tatsächlich nach Chicago gefahren ist, läßt sich schwer sagen. Ein Biker, der in den Krawall verwickelt war, erzählte später einem Mitglied des Motor-City-Kollektivs, daß ihm die Schlägerei an diesem Nachmittag großen Spaß bereitet hätte; noch mehr würde er sich aber darauf freuen, »die Pigs in Chicago zu verprügeln«.[10]
Für eine weitere Aktion suchte sich Motor-City-Weatherman ein College aus, das, so New Left Notes, in einem »rein weißen Arbeiterviertel «



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Woher der Wind weht
Ron Jacobs
Eine Geschichte des Weather Underground
192 Seiten
1. Auflage 1999
ISBN: 3-89408-084-1
Preis: € 14.90   sFr 10 
(zzgl. Porto+Versand)
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