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Entwicklungslinien des Empire

Aus:
Kritik der Weltordnung


Von Giovanni Arrighi

in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begründet wurde – eher als eine positive Entwicklung für die Zukunft des Weltproletariats gesehen denn als eine negative. Während sich dieser Marxismus historisch der von Marx vorgesehenen und befürworteten Richtung entgegengesetzt entwickelte, so argumentierte ich, verliehen die fortwährenden Veränderungen des Weltkapitalismus – an erster Stelle der zuvor nicht bekannte Grad an Integration des globalen Markts – Marxens Prognosen und Erwartungen für Gegenwart und Zukunft der Weltarbeiterbewegung eher mehr als weniger Relevanz.

Ausgehend von anderen Prämissen und einer anderen Linie der Argumentation folgend kam ich also zu Schlussfolgerungen, die einer der zentralen Thesen in Empire sehr ähnlich sind. Anders aber als Hardt und Negri verband ich diese Schlussfolgerungen trotz allem mit der Warnung vor einem allzu großen Vertrauen in das Marxsche Schema der historischen Abläufe. In »Marxist Century, American Century« schrieb ich daher: »Denn in einer wichtigen Hinsicht bleibt das Marxsche Schema selbst äußerst mangelhaft – nämlich in der Art und Weise, wie es die Bedeutung von Alter, Geschlecht, Rasse, Nationalität, Religion und anderer natürlicher und historischer Besonderheiten bei der Bildung der sozialen Einheit des Weltproletariats auffasst. (...) Sicherlich, die Jagd nach Kostensenkungen [in den 1970er und 1980er Jahren] konnte als evidente Bestätigung von [Marxens] Beobachtung angesehen werden, dass für das Kapital alle Angehörigen des Proletariats Instrumente der Arbeit sind, die abhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Hautfarbe, ihrer Nationalität, ihrer Religion etc. zu mehr oder weniger hohen Kosten zu haben sind. Allerdings hat sich ebenso gezeigt, dass man von dieser Neigung des Kapitals nicht, wie Marx dies tut, auf eine Neigung der Arbeit schließen kann, alle natürlichen und historischen Unterschiede preiszugeben, die als Mittel zur individuellen oder kollektiven Bekräftigung einer anderen sozialen Identität dienen könnten. Wann immer sich die Proletarier der Neigung des Kapitals gegenübersahen, die Arbeit als eine undifferenzierte Masse zu behandeln, die mit keiner anderen Individualität ausgestattet ist als mit der unterschiedlichen Fähigkeit, den Wert des Kapitals zu vermehren, dann haben sie rebelliert. Fast unverändert haben sie dabei auf irgendeine solche Kombination von unterschiedlichen Merkmalen (seien es Alter, Geschlecht, Hautfarbe oder verschiedenartige geo-historische Besonderheiten) gesetzt oder diese auch neu hervorgebracht, wenn sie sie nutzen konnten, um dem Kapital eine Art spezieller Behandlung abzuverlangen. Patriarchalismus, Rassismus und National-Chauvinismus waren als Konsequenz daraus integrales Moment der Herausbildung der Weltarbeiterbewegung auf beiden Wegen, und sie bestehen in der einen oder anderen Form in den meisten proletarischen Ideologien und Organisationen fort.« (Arrighi 1990, 63; Hervorhebung im Original)

Noch bevor ich The Long Twentieth Century



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Kritik der Weltordnung
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Globalisierung, Imperialismus, Empire
144 Seiten
1. Auflage 2003
ISBN: 3-89408-089-2
Preis: € 14 
(zzgl. Porto+Versand)
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