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Entwicklungslinien des Empire

Aus:
Kritik der Weltordnung


Von Giovanni Arrighi

verbunden ist, auf die Tatsache zurück, dass die Perioden der finanziellen Expansion und des hegemonialen Übergangs in der Vergangenheit Zeiten zunehmender Instabilität und unbeabsichtigter kapitalistischer Selbstzerstörung waren. Auch wenn das zentrale Moment vergangener Instabilität und Selbstzerstörung – die Kriege zwischen den imperialistischen Mächten – wahrscheinlich nicht erneut auftritt, so kann der Versuch der niedergehenden Hegemonialmacht von heute (der Vereinigten Staaten von Amerika), der Welt eine ausbeuterische Vorherrschaft aufzubürden, wohl doch zu einer noch bedeutenderen Quelle von kapitalistischer Instabilität und Selbstzerstörung werden als alle ähnlichen Versuche ihrer Vorgängerinnen (vgl. Arrighi/Silver 2001). Mein Buch The Long Twentieth Century schließt daher, Joseph A. Schumpeter (1942, 263) paraphrasierend, mit dem Satz: »Bevor die Menschheit im Kerker (oder im Paradies) eines nachkapitalistischen weltweiten Empire oder einer nachkapitalistischen Weltmarktgesellschaft erstickt (oder sich sonnt), kann sie sehr wohl in den Schrecken (oder Seligkeiten) der eskalierenden Gewalt, die die Beseitigung der Weltordnung des Kalten Kriegs begleitet hat, in Flammen untergehen« (Arrighi 1994, 356).

Drittens bestätigt der Vergleich zwischen den Formen des Übergangs in Vergangenheit und Gegenwart die historisch völlig neue Rolle, die proletarische und antikapitalistische Kämpfe in den dominanten wie in den dominierten Ländern bei der Herbeiführung der 1970er Krise gespielt haben. Tatsächlich stellt sich die gegenwärtige finanzielle Expansion (im Unterschied zu ähnlichen Expansionen in der Vergangenheit) in erster Linie und in einem eminenten Sinn als ein Instrument dar, um, wie Immanuel Wallerstein (1995, 25) sagt, das zusammenwirkende Verlangen der nicht-westlichen Welt (bei relativ wenig für den einzelnen, aber für eine große Anzahl von Leuten) und der westlichen Arbeiterklassen (für relativ wenige Leute, aber bei einer großen Menge pro Person) einzudämmen. Zur gleichen Zeit allerdings hatte die finanzielle Expansion und die mit ihr verbundene Restrukturierung der globalen politischen Ökonomie einen beachtlichen Erfolg bei der Desorganisation jener sozialen Kräfte, die dieses Verlangen im Umbruch der späten 1960er und der 1970er Jahre zum Ausdruck brachten. Dieser Erfolg implizierte die Reproduktion der Nord-Süd-Einkommensspaltung, die heute, wie oben bereits erwähnt, noch genauso groß ist wie vor zwanzig oder auch vor vierzig Jahren. Es ist kaum vorstellbar, dass dieser sehr tiefen und andauernden Spaltung nicht weiterhin eine entscheidende Rolle zukommen wird, insofern sie nicht nur die proletarischen Identitäten und Dispositionen, sondern auch den Formierungsprozess des Weltstaats prägt. Wie das Scheitern der WTO-Verhandlungen in Seattle 1999 auf exemplarische Weise gezeigt hat, ist der Kampf um die soziale Orientierung des aufkommenden Weltstaats sowohl ein Kampf zwischen Norden und Süden als auch zwischen Kapital und Arbeit. Solange



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Kritik der Weltordnung
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Globalisierung, Imperialismus, Empire
144 Seiten
1. Auflage 2003
ISBN: 3-89408-089-2
Preis: € 14 
(zzgl. Porto+Versand)
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