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Entwicklungslinien des Empire

Aus:
Kritik der Weltordnung


Von Giovanni Arrighi

neu sind, im Unterschied zu dem, was in der Perspektive eines wie immer auch zeitlich und räumlich begrenzten Blicks auf diese Geschichte neu erscheinen mag. Beide Bestimmungen, so scheint mir, sind wesentlich für die historisch fundierte Erkenntnis, wo innerhalb der globalen Strukturen kapitalistischer Herrschaft – um die oben zitierte Stelle von Hardt und Negri zu paraphrasieren – das Potenzial eines Bruchs und der Antrieb für eine Zukunft auszumachen ist, die nicht einfach dazu verurteilt wäre, die vergangenen Zyklen des Kapitalismus zu wiederholen. Eine solche historisch fundierte Erkenntnis widerspricht meiner früheren und der von Hardt und Negri gegenwärtig vorgetragenen Einschätzung der sich herausbildenden Bedingungen von Weltherrschaft weit weniger als sie ihr neue wichtige Dimensionen hinzufügt. Vier der wichtigsten dieser neuen Dimensionen möchte ich hier kurz umreißen.

Erstens bestätigt meine Rekonstruktion der systemischen Akkumulationszyklen im Grundsatz zwar die Plausibilität der These von der Formierung eines Weltstaats, und ich habe keine Einwände dagegen, ihn »Empire« zu nennen, doch sie fügt diesem Formierungsprozess eine zeitliche Skala hinzu und ein Element der Ungewissheit bezogen auf den fortschreitenden Übergang von einer weltgeschichtlichen Phase, die auf der Bildung von Nationalstaaten basierte, hin zu einer zwar möglichen, aber keinesfalls als sicher anzunehmenden Phase des Weltstaats. Wie in The Long Twentieth Century und in weiteren Studien zum Problem des hegemonialen Übergangs im Weltsystem gezeigt, war der Weltkapitalismus ursprünglich in einem System von Stadtstaaten verankert, und der historische Übergang von der Phase der Stadtstaaten zu der der Nationalstaaten zog sich mehrere Jahrhunderte hin. Für wenigstens zwei Jahrhunderte dieses Übergangs blieben die Stadtstaaten (an erster Stelle gilt dies für den Stadtstaat Venedig) oder die auf Stadtstaaten zurückgehenden, verstreuten Geschäftsniederlassungen (zu nennen sind vor allem die Genueser Niederlassungen) die Vorreiter der kapitalistischen Dynamik, während die führende Agentur des Übergangs selbst ein Staat (die Vereinigten Provinzen der Niederlande) bildete, der Merkmale der niedergehenden Stadtstaaten und der aufkommenden Nationalstaaten verband (vgl. Arrighi 1994, 11, 36-47, 82-158; Arrighi/Silver et al 1999, 37-58). Obgleich eine gewisse Beschleunigung in der Geschwindigkeit der weltsystemischen Transformationen festzustellen ist, deutet die Erfahrung der Vergangenheit dennoch darauf hin, dass der gegenwärtige Übergang von der Nationalstaats- zu einer Weltstaatsphase kapitalistischer Herrschaft wohl kaum in weniger als einem Jahrhundert abgeschlossen sein wird. Zudem legt sie nahe, dass wenigstens einige Nationalstaaten oder auch Staaten, die hybride Formen aus National- und Weltstaat bilden, zu den Protagonisten dieses Übergangs werden dürften.

Zweitens geht ein großer Teil der Ungewissheit, die mit den fortschreitenden Transformationen des Weltsystems



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Kritik der Weltordnung
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Globalisierung, Imperialismus, Empire
144 Seiten
1. Auflage 2003
ISBN: 3-89408-089-2
Preis: € 14 
(zzgl. Porto+Versand)
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