Gneisenaustraße 2a 10961 Berlin
Über uns
Home
Der Verlag
News
Veranstaltungen
Bücher
Neu/Buchtipps
Lieferbare Titel
Die Beute
Restexemplare
Verzeichnis
Titel von A-Z
Autor von A-Z
Erscheinungsjahr
Broschüren
Kontakt
Newsletter
AGB
Impressum
Links
Suchen
Leseprobe

Seiten    1  2  3  4  5  6  7  8  9  10 
 11  12  13 

Zurück  

  Seite 3/13
Entwicklungslinien des Empire

Aus:
Kritik der Weltordnung


Von Giovanni Arrighi

selbst mächtig zu werden und sich zu befreien, bereits wahrgenommen. Die Praxis, die hierbei im Mittelpunkt gestanden habe, sei die der Migration gewesen. »Der Widerstand der Menge gegen die Unterjochung – der Kampf gegen die Sklaverei, einer Nation, einer Identität, einem Volk anzugehören, und damit die Desertion aus der Souveränität und den Beschränkungen, die sie der Subjektivität auferlegt – ist vollkommen positiv.« (S. 369) Und weiter: »Als die wahren Helden der Befreiung der Dritten Welt dürfen heute die Emigranten und die Bevölkerungsströme gelten, die alte und neue Grenzen zerstört haben.« (S. 370) Die Menge ist in diesem Sinn beides, Vorkämpferin und Nutznießerin jener Zerstörung der Grenzen, die das Aufkommen des Empire kennzeichnet. Mehr noch, die forcierte Globalisierung der Produktions- und Kontrollnetzwerke des Kapitals statte an jedem nur erdenklichen Punkt jeden Ansatz der Revolte mit Macht aus. Horizontale Verknüpfungen zwischen den Kämpfen – und folglich die Vermittlung von Anführern, Gewerkschaften und Parteien – sind dabei nicht länger notwendig. »Einfach indem sie sich auf ihre eigene Stärke konzentrieren, ihre Energien in einer Anspannung, einer Windung bündeln, treffen diese (...) Kämpfe die imperiale Ordnung in ihren komplexesten Verknüpfungen.« (S. 71)

Diese doppelseitige Ausstattung der Menge mit Macht unter dem Empire lässt allerdings, wie Hardt und Negri selbst erkennen, die grundlegende Frage unbeantwortet, welche Art von politischem Programm die Menge befähigen kann, die Grenzen zu überschreiten und die Schranken niederzureißen, die die imperialen Initiativen kontinuierlich und immer erneut ihrem Verlangen nach Befreiung setzen. Alles, was die Autoren zu diesem Punkt sagen können, ist, dass die weltweite Staatsbürgerschaft (papiers pour tous!) ein erstes Element eines solchen Programms darstellt, gefolgt von einem zweiten Element: einem sozialen Lohn und garantierten Einkommen für alle Individuen. »Und da die staatsbürgerlichen Rechte (weltweit) allen zustehen, können wir dieses garantierte Einkommen als Bürgereinkommen bezeichnen, das jedem Mitglied der (Welt-)Gesellschaft zusteht.« (S. 410)

Vermutlich handelt es sich hier um das optimistischste Bild von der Natur und den Konsequenzen der Globalisierung, das bisher von radikalen Linken entworfen wurde. Das Bestreben der Autoren, mit jeder Nostalgie aufzuräumen, die sich auf die Machtstrukturen einer früheren Phase der kapitalistischen Entwicklung bezieht, ist in meinen Augen vollkommen berechtigt. Dies gilt ebenso für ihr Bemühen zu zeigen, dass die entstehende Logik und Struktur der Weltherrschaft zugleich beides ist, eine Antwort auf die vergangenen Kämpfe der Ausgebeuteten und Unterdrückten wie ein gegenüber den vorhergehenden Strukturen günstigeres Terrain für die andauernden Kämpfe gegen die neuen Formen von Ausbeutung und Unterdrückung. Dennoch wirft der Weg, den Hardt und Negri einschlagen, um diese anerkennenswerten Anliegen zu verdeutlichen, schwer



Weiterlesen
 





 
  
Kritik der Weltordnung
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Globalisierung, Imperialismus, Empire
144 Seiten
1. Auflage 2003
ISBN: 3-89408-089-2
Preis: € 14 
(zzgl. Porto+Versand)
Bestellbar hier direkt oder im Buchhandel.

bestellen