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Entwicklungslinien des Empire

Aus:
Kritik der Weltordnung


Von Giovanni Arrighi

das Neue der gegenwärtigen Veränderungen (»vom Imperialismus zum Empire und vom Nationalstaat zur politischen Regulierung des Weltmarkts«) wie auch die treibende Kraft dieser Veränderungen (einen »Klassenkampf«, der »den Nationalstaat in Richtung seiner Abschaffung« treibt, »so die von ihm aufgerichteten Grenzen« überschreitet und »dergestalt Analyse und Konflikt gleichermaßen auf das Niveau der Konstitution des Empire« zwingt) verdunkele (S.248f.). Näher führen sie aus, dass es in ihren Augen »innerhalb einer zyklischen Vorstellung wie der von Arrighi vertretenen unmöglich ist, einen Bruch im System zu denken, einen Paradigmenwechsel, ein Ereignis. Stattdessen wiederholt sich alles, und die Geschichte des Kapitalismus wird zur ewigen Wiederkehr des immer Gleichen. In ihrer Konsequenz camoufliert eine solche zyklische Auffassung den Antrieb des Prozesses aus Krise und Restrukturierung.« Die Krise der 1970er Jahre erscheint bei Arrighi, so heißt es weiter, »nur einfach als Moment eines objektiven und unabwendbaren Zyklus der Kapitalakkumulation statt als Ergebnis des proletarischen und antikapitalistischen Angriffs in den herrschenden wie beherrschten Ländern gleichermaßen. Die Akkumulation dieser Kämpfe war der Antrieb der Krise, und sie bestimmen die Bedingungen und die Gestalt der kapitalistischen Restrukturierung.« Und in der Gegenwart, so folgern sie, »müssen wir erkennen, wo es in den transnationalen Netzwerken der Produktion, in den Kreisläufen des Weltmarkts, in den weltweiten Strukturen kapitalistischer Herrschaft das Potenzial des Bruchs gibt, den Antrieb einer Zukunft, die nicht dazu verdammt ist, die vergangenen Zyklen des Kapitalismus zu wiederholen« (S. 250f.).

Aus zwei Gründen finde ich diese Einschätzung kurios: Erstens habe ich seit dreißig Jahren eine These über die Krise der 1970er Jahre vertreten und weiterentwickelt, die in vielerlei Hinsicht dem ähnelt, was nach Hardt und Negri an meinem Buch The Long Twentieth Century unklar geblieben sei. Zweitens ist die Argumentation in The Long Twentieth Century, obgleich in ihr Zyklen aufgezeigt werden, keineswegs als zyklisch zu bezeichnen, noch auch widerspricht sie meiner früheren These über die 1970er Krise, sondern sie stellt sie lediglich in eine weiter reichende historische Perspektive. Beide Kernpunkte möchte ich nun der Reihe nach darlegen.

In einem Aufsatz, der 1972 erstmals auf Italienisch erschien, habe ich einige entscheidende Unterschiede zwischen der beginnenden Krise der 1970er Jahre einerseits und der Krise von 1873 bis 1896 sowie der Krise der 1930er Jahre andererseits hervorgehoben. Der wichtigste von diesen Unterschieden bestand in dem Gewicht, das den Arbeiterkämpfen bei der Entfesselung der Krise der 1970er Jahre beizumessen war. Zudem vertrat ich die Auffassung, dass dieser und andere Unterschiede in der beginnenden Krise weit weniger als in den früheren Krisen zu einer Intensivierung der Rivalitäten zwischen den imperialistischen Mächten und zu einem konsequenten



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Kritik der Weltordnung
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Globalisierung, Imperialismus, Empire
144 Seiten
1. Auflage 2003
ISBN: 3-89408-089-2
Preis: € 14 
(zzgl. Porto+Versand)
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