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  Seite 4/13
Entwicklungslinien des Empire

Aus:
Kritik der Weltordnung


Von Giovanni Arrighi

wiegende Probleme auf.

Die meisten Probleme rühren wohl daher, dass Hardt und Negri großes Vertrauen in Metaphern und Theorien haben, dagegen die empirische Gültigkeit ihrer Argumentation systematisch vernachlässigen. Während viele Leserinnen und Leser sich zweifellos von der über das gesamte Buch hinweg entfalteten Gelehrsamkeit der Autoren beeindrucken lassen werden, werden skeptischere Leserinnen und Leser sich von Sachdarstellungen nicht überzeugen lassen, die von empirischen Nachweisen ungedeckt oder, schlimmer noch, auf der Basis weithin zugänglichen Materials leicht zu falsifizieren sind. Ich möchte mich hier auf zwei entscheidende Beispiele beschränken; das eine bezieht sich auf die »Glätte« des Raums im Empire, das andere auf die Rolle der Mobilität von Arbeit und Kapital bei der Angleichung der Bedingungen von Produktion und Reproduktion über diesen Raum hinweg.

Dass das Verschwinden der Zweiten Welt es anachronistisch erscheinen lässt, weiterhin von der Ersten und der Dritten Welt zu sprechen, steht außer Frage. Auch gibt es reichlich Belege dafür, dass die Zeichen der Modernität (die »eisigen Wolkenkratzer der Kommandozentralen« nach Hardt und Negri), die mit dem Reichtum der vormals Ersten Welt verknüpft sind, sich in der früheren Dritten Welt ausgebreitet haben. Und es mag auch der Fall sein, dass die Zeichen der Marginalisierung, die mit der Armut in der vormaligen Dritten Welt verbunden sind, heute in der ehemals Ersten Welt deutlicher hervortreten als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren. Dennoch, aus alldem folgt keineswegs, dass sich die Distanz zwischen der Armut in der früheren Dritten Welt (oder dem Süden) und dem Reichtum in der früheren Ersten Welt (oder dem Norden) in einem signifikanten Ausmaß verringert hätte. Alle verfügbaren Belege weisen, gemessen am Bruttosozialprodukt pro Kopf, tatsächlich eine außerordentliche Beständigkeit der Einkommenskluft zwischen Norden und Süden aus. Es mag hier genügen zu erwähnen, dass nach den Berechnungen der Weltbank 1999 das durchschnittliche Einkommen in den Ländern der früheren »Dritten Welt« nur 4,6 Prozent desjenigen in den Ländern der früheren »Ersten Welt« betrug, was fast genau dem Verhältnis im Jahr 1960 mit 4,5 Prozent und im Jahr 1980 mit 4,3 Prozent entspricht. Wenn man China aus der Berechnung herausnimmt, dann zeigt der Anteil der früheren »Dritten Welt« an den Einkommen in der Welt tatsächlich eine stetige Abnahme, von 6,4 Prozent 1960 auf 6,0 Prozent 1980 und schließlich auf 5,5 Prozent 1999 (World Bank 1984 und 2001).

Die Behauptung von Hardt und Negri, die Nord-Süd-Spaltung werde zunehmend beseitigt, ist folglich offenkundig irreführend. Unzureichend sind aber ebenso ihre Darlegungen, die Richtung und Ausmaß der gegenwärtigen Ströme von Kapital und Arbeit betreffen. Erstens stellen die Autoren das Ausmaß dieser Ströme reichlich übertrieben dar, insofern sie es als historisch einzigartig kennzeichnen. Dies gilt insbesondere, wenn sie die Migration des 19. Jahrhunderts



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Kritik der Weltordnung
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Globalisierung, Imperialismus, Empire
144 Seiten
1. Auflage 2003
ISBN: 3-89408-089-2
Preis: € 14 
(zzgl. Porto+Versand)
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