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Entwicklungslinien des Empire

Aus:
Kritik der Weltordnung


Von Giovanni Arrighi

die Kapitaleigner weiterhin in ihrer überwältigenden Mehrzahl im Norden und eine riesengroße und weiter wachsende Majorität des Proletariats der Welt im Süden konzentriert sind, sind diese beiden Kämpfe tatsächlich nur zwei Seiten einer Medaille (vgl. Silver/Arrighi 2001; Silver 2003).

Viertens schließlich hat in den vergangenen vierzig Jahren, während sich die Nord-Süd-Spaltung als bemerkenswert stabil erwies, eine große Verschiebung der Produktionstätigkeiten und Weltmarktanteile von Nordamerika und Westeuropa nach Ostasien stattgefunden. Zwischen 1960 und 1999 ist nach Berechnungen der Weltbank der ostasiatische Anteil am weltweiten Wertzuwachs (eine gute Maßeinheit für den von Bewohnern der entsprechenden Region kontrollierten Anteil am Weltmarkt) von 13 auf 25,9 Prozent angestiegen, während der nordamerikanische Anteil von 39,2 auf 29,8 Prozent und der westeuropäische von 40,5 auf 32,3 Prozent zurückging. Noch deutlicher ist die Verschiebung bei den Anteilen am Wertzuwachs in der Industrieproduktion, hier wuchs der ostasiatische Anteil im gleichen Zeitraum von 16,4 auf 35,2 Prozent gegenüber einer Abnahme des nordamerikanischen Anteils von 42,2 auf 29,9 Prozent und des westeuropäischen von 32,4 auf 23,4 Prozent (vgl. World Bank 1984 und 2001). Es ist kaum plausibel, dass Verschiebungen dieses Ausmaßes keine Wirkungen auf die Konstitution des Empire haben sollten, vor allem wenn man berücksichtigt, dass Ostasien eine weitaus längere Geschichte der Formierung von Staat und Markt hinter sich hat als Europa und Nordamerika (vgl. Arrighi/Silver 1999, Kapitel4). Und dennoch konzentrieren sich Hardt und Negri allein auf die euro-amerikanischen Grundlagen des Empire und gehen mit keinem Wort auf die Möglichkeit ihrer Kreuzung mit seinen Entstehungsbedingungen in Asien ein.

Kurz gesagt, das Empire kann tatsächlich in der Entstehung begriffen sein, doch wenn es so ist, dann wird es noch ein Jahrhundert oder gar mehr dauern, bis die Menschheit wissen wird, ob es sich durchgesetzt hat oder gescheitert ist und, wenn es sich durchgesetzt hat, worin sein sozialer und kultureller Gehalt bestehen wird. In der Zwischenzeit bleibt uns nur übrig zu hoffen, dass die herrschenden Klassen in den niedergehenden und in den aufsteigenden Zentren der globalen Ökonomie bei ihren Handlungen mehr Intelligenz walten lassen, als sie es bisher getan haben, dass die proletarischen Kämpfe die patriarchalischen, rassistischen und national-chauvinistischen Verlockungen meiden und dass Aktivisten und Intellektuelle ein besseres Verständnis dafür entwickeln, woher das Empire kommt und wohin es gehen kann und wohin nicht.

Literatur:

Arrighi, Giovanni (1972), »Towards a Theory of Capitalist Crisis«, New Left Review, 111, 1978, 3-24.

Arrighi, Giovanni (1978), The Geometry of Imperialism. The Limits of Hobson’s Paradigm, London 21983.

Arrighi, Giovanni (1990), »Marxist Century, American Century. The Making and Remaking of the World Labour Movement«, New Left Review,



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Kritik der Weltordnung
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Globalisierung, Imperialismus, Empire
144 Seiten
1. Auflage 2003
ISBN: 3-89408-089-2
Preis: € 14 
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