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Entwicklungslinien des Empire

Aus:
Kritik der Weltordnung


Von Giovanni Arrighi

Zusammenbruch des Weltmarkts führen werden. Eher stand zu erwarten, dass sich in Folge der Krise die Einheit des Weltmarkts festigen und die Tendenz zur Dezentralisierung der industriellen Produktion hin zu den kapitalistisch »weniger entwickelten« Regionen der globalen Ökonomie verstärken werde (vgl. Arrighi 1972).

In dem Buch The Geometry of Imperialism, sechs Jahre später veröffentlicht, habe ich diese Analyse dann ein Stück weiter getrieben. Hier habe ich erneut unterstrichen, dass sich die Integration der Weltökonomie über Direktinvestitionen, wie sie sich unter der US-Hegemonie entwickelt hatte, weit weniger in einem generalisierten Stadium des Kriegs zwischen den kapitalistischen Mächten auflösen kann, als dies für die Art der Integration über Waren- und Finanzströme der Fall gewesen ist, wie sie typisch für die Weltökonomie des 19. Jahrhunderts unter britischer Hegemonie war. Zudem habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass die Arbeiterkämpfe jene neuen Formen der Integration der Weltökonomie gerade befestigen, und schließlich habe ich darauf hingewiesen, dass von der Konsolidierung dieser Art von Integration mit der Zeit eine Schwächung der Nationalstaaten als der vorrangigen Form politischer Organisation des Weltkapitalismus zu erwarten ist (vgl. Arrighi 1978, 146ff.). Die bekannten Imperialismustheorien von Hobson (1902) über Hilferding (1910) bis Lenin (1916), die so klar die Entwicklungstendenzen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten voraussagen lassen, erweisen sich dieser Argumentation folgend als völlig veraltet; aus einem einfachen Grund, denn der Weltkapitalismus, wie er unter der US-Hegemonie eingerichtet wurde, brachte nicht länger die Tendenz zum Krieg unter den kapitalistischen Mächten hervor, die aber deren spezifischer Auslegung des Imperialismus zugrunde lag. Und in dem Maß, in dem das System der Nationalstaaten tatsächlich aufhörte, die vorrangige Form politischer Organisation des Weltkapitalismus zu sein, waren auch diese Imperialismustheorien zunehmend als überholt zu betrachten (Arrighi 1978, 149-179).

Zwölf Jahre später habe ich diese Argumentation in meinem Aufsatz »Marxist Century, American Century« wieder aufgenommen. Der Aufsatz liefert einen ersten Versuch über das »lange« zwanzigste Jahrhundert. Er konzentriert sich auf die Entstehung der Weltarbeiterbewegung im späten 19. Jahrhundert, deren Gabelung in einen sozialdemokratischen und einen marxistischen Weg im frühen 20. Jahrhundert und auf den Erfolg der Arbeiterkämpfe auf beiden Wegen, eine grundlegende, »reformistische« Reorganisation des Weltkapitalismus unter der US-Hegemonie am Ende des Zweiten Weltkriegs hervorzurufen. Schließlich behandelt »Marxist Century, American Century« die Krise beider Richtungen, der man sich in den 1980er Jahren als unbeabsichtigte Konsequenz ihrer vorausgehenden Erfolge gegenübersah (vgl. Arrighi 1990). Ähnlich wie Hardt und Negri habe ich diese Krise – einschließlich insbesondere der Krise des Marxismus, wie er



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Kritik der Weltordnung
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Globalisierung, Imperialismus, Empire
144 Seiten
1. Auflage 2003
ISBN: 3-89408-089-2
Preis: € 14 
(zzgl. Porto+Versand)
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